Koordinationstraining

Die inter-/intramuskuläre Koordination – Fundament der Bewegung

Von |10. April 2023|Lesezeit: 4 Min.|
Alles über die komplexen Wechselwirkungen zwischen Nerven - Gehirn und Muskeln. So profitiert dein Training von der inter- und intramuskulären Koordination.

Alles über die komplexen Wechselwirkungen zwischen Nerven - Gehirn und Muskeln. So profitiert dein Training von der inter- und intramuskulären Koordination.

Die Bewegungsabläufe beim Sport sind komplexe Wechselwirkungen zwischen Nerven, Gehirn und Muskeln. Die Grundlage dafür ist die intermuskuläre- sowie die intramuskuläre Koordination. Bei dem Zusammenspiel der einzelnen Muskeln und Muskelgruppen sieht man, warum ein ganzheitliches Training ausschlaggebend für den Trainingserfolg ist. Wie die inter- und intramuskuläre Koordination funktioniert, erläutern wir in diesem Artikel.

Inhalt:

Wer seine Bewegungen gezielt ausführen kann, spart Zeit und trainiert effektiver, da die einzelnen Muskeln in den Bewegungsabläufen gezielter angesprochen werden können. Dadurch gibt es weniger Streuverluste des Trainingsreizes durch Ausweichbewegungen und Schonhaltungen. Hierbei spielt die inter- und intramuskuläre Koordination eine wichtige Rolle.

Trainingssteuerung

Um zu verstehen, wie Bewegungsabläufen vonstattengehen, ist es wichtig, diese als ganzheitliches Zusammenspiel der Muskulatur zu sehen. Bei einer Bewegung gibt es einen bewegungsführenden Muskel. Dieser ist der Agonist und sein Gegenspieler, der Antagonist. Sind beide Parteien ausgewogen trainiert, können Bewegungsabläufe besser und gezielter ausgeführt werden. Das hat viele Vorteile. Beim Krafttraining kann mit einem Muskel effektiver gearbeitet werden, es kann mehr Leistung erbracht werden und dem Muskel einen höheren Reiz gegeben werden. So kann der Muskel langfristig besser wachsen. Wer das in seinem Training berücksichtigt, kann mehr aus seinen Einheiten herausholen. Wer den Bauch genauso trainiert wie den Rücken, profitiert beim Kreuzheben.

Intermuskuläre Koordination

Die intermuskuläre Koordination ist genau dieses Zusammenspiel bzw. die Abstimmung zwischen Agonist und Antagonist. Die wichtigste Basis neben einer ausgeglichen trainierten Muskulatur sind die bereits erlernten Bewegungsmuster. Diese und ähnliche erlernten Muster werden durch Reize von außen abgerufen. Das macht Bewegungen auch zu einer Art Reflex. Je mehr und vor allem verschiedene Bewegungen der Körper ausgeführt hat, desto besser funktioniert auch das Zusammenspiel der einzelnen Muskelgruppen.

Ein weiterer wichtiger Punkt für eine gut funktionierende intermuskuläre Koordination ist eine gute Reizaufnahme und -Verarbeitung. Je mehr Reize der Körper von außen über seine Rezeptoren bekommt, desto besser kann er reagieren. Rezeptoren sind: Druckrezeptoren, Thermo- bzw. Wärme- und Kälterezeptoren, Fotorezeptoren, Propriozeptoren, Vibrationsrezeptoren und Berührungsrezeptoren.

Sensomotorik

Das Zusammenspiel von sensorischen- und motorischen Leistungen nennt man Sensomotorik. Das Interessante hierbei ist, dass sensomotorische Prozesse parallel laufen, sofern diese „erlernt“ sind. Genau das ist der Unterschied zwischen erlernten- und noch nicht erlernten Bewegungen. Das Wahrnehmen eines Reizes und das Ausführen einer Bewegung stehen in direkter Verbindung und lassen sich nicht voneinander trennen. Gerade im Leistungssport ist das eine der größten Herausforderungen, da dieser Rückkopplungsprozess viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch wenn eine Bewegung perfekt erlernt ist und sensomotorische Prozesse parallel ablaufen, bremst diese Rückkopplung Bewegungen um ein Vielfaches aus. Ein Sprinter, der einen Weltrekord läuft, schafft knapp über 2 Doppelschritte in der Sekunde. Auf dem Standfahrrad schafft er bei gleichem Widerstand und gleicher Leistung jedoch 7 Umdrehungen in der Sekunde. Dem Sprinter ist es nicht möglich, ohne diese zeitraubende Rückkopplung auszukommen. Das liegt daran, dass diese zum Erlernen der Bewegung essenziell war. Eine gut entwickelte Sensomotorik reduziert vor allem das Verletzungsrisiko.

Intramuskuläre Koordination

Die intramuskuläre Koordination hingegen ist das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Muskelfasern innerhalb eines Muskels. Je mehr Muskelfasern innerhalb eines Muskels bei einer Bewegung aktiviert werden, je besser funktioniert die intramuskuläre Koordination und je größer ist die Kraftentwicklung des Muskels. Wer das in sein Training mit einbezieht, der wird auch hiermit langfristig bei seiner Kraftentwicklung gut vorankommen. Am besten lässt sich die intramuskuläre Koordination mit schnelleren- und explosiveren Bewegungen trainieren. Einzelne Muskelfasern innerhalb eines Muskels haben verschiedene Aufgaben und so gibt es Muskeln für schnelle- und Muskeln für langsame Bewegungen. Hier unterscheidet man zum Beispiel die roten und die weißen Muskelfasern. Während die roten Muskelfasern zwar langsamer und ausdauernder kontrahieren, können die weißen Muskelfasern weitaus schneller angesteuert werden, aber halten nicht so lange durch. Ein gutes Training, um die intramuskuläre Koordination zu trainieren, wäre beim Liegestütz zum Beispiel eine schnelle positive Bewegung nach oben (am besten mit Klatschen) und eine langsame Bewegung nach unten. So werden das Zusammenspiel beim Training intramuskulär gefördert und bei anderen Bewegungen (egal ob schnell oder langsam) vom Muskel genutzt.

Psychomotorik – Wechselwirkung Psyche und Körper

Kopf und Muskel stehen in direktem Zusammenhang. Resultat sind unsere Bewegungen. Auch psychische Vorgänge beeinflussen unsere Bewegungen und so wirken sich Emotionen oder unsere Konzentration auf Bewegungsabläufe aus. Bewegung – Gedanken – Gefühle. Sie alle stehen in direktem kausalem Zusammenhang zueinander. Wer ganzheitlich trainiert, der profitiert effektiver in den einzelnen Trainingsbereichen.

Fazit

Hinter unseren Bewegungen stehen komplexe Abläufe und gerade dieses Wissen sollte man in sein Training und seine Gesundheit mit einfließen lassen. Sich ganzheitlich zu fördern, bedeutet auch, Übungen und Bewegungsabläufe in sein Training einzubauen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich vielversprechend aussehen. In der Abwechslung liegt die Kraft. Besonders therapeutisch kann ein ganzheitlicher Ansatz die eigene Therapie um ein Vielfaches antreiben, wenn Symptome nicht zu sehr isoliert betrachtet werden.

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